Nach dem Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Hannover 96 stand Marcel Titsch-Rivero in der Mixed-Zone und strahlte. Am Tag zuvor war er von Michael Skibbe zum ersten mal in den Bundesligakader der Eintracht berufen worden. Und auch wenn er beim 2:1 Sieg der Hessen nicht zum Einsatz kam, war dies doch ein großer Tag für ihn.
„Es ist ein tolles Gefühl, wenn du durch den Spielertunnel zum Warmmachen auf das Feld läufst und die Fans siehst, den Rasen – einfach nur Gänsehaut. Klar, dass ich bei so einem engen Spiel als Neuling nicht gebracht werde, auch wenn ich es mir gewünscht hätte. Wir müssen vorne entschlossener agieren und auch mal mit zwei Toren in Führung gehen – dann bekomme ich auch meine Chance“.
Nach dem Spiel gegen Hannover: Marcel Titsch-Rivero zwischen Zlatan Bajramovic (l) und Caio (r). Foto: Stefan Krieger.
Obgleich er nur auf der Bank Platz nehmen durfte, war Marcel doch recht nervös, wie er offen zugab. Erst als die Spieler während des Spiels hinter die Tore zum Warmlaufen geschickt wurden, legte sich die Unruhe.
Während sein Kamerad Sebastian Jung nach dem unglücklichen Ausscheiden der U20 bei der WM in Ägypten immerhin zu einem Kurzeinsatz gegen Hannover kam, muss sich Marcel noch gedulden. Es gibt wenig Positionen bei der Eintracht, die so dicht besetzt sind, wie im zentralen Mittelfeld, defensiv wie offensiv, Sechs oder Acht. Schwegler, Chris, Bajramovic, Teber – alles Spieler, die so einfach nicht zu verdrängen sind, selbst wenn wie gegen Hannover Teber und Schwegler gesperrt waren und Chris in die Innenverteidigung rücken musste. Aber Marcel ist geduldig; alleine der Platz auf der Bank ist schon ein Schritt nach vorne.
In der Woche zuvor absolvierte die Eintracht ein Freundschaftsspiel bei Skoda Xanthi – und Marcel stand über die gesamte Spielzeit auf dem Platz. Zunächst auf der Sechs rückte er nach der Auswechslung von Maik Franz in die Innenverteidigung – und verschuldete in der 46. Minute einen Foulelfmeter, den die Griechen zum 1:0 verwandeln konnte – am Ende hieß es aber 4:2 für die Eintracht und Trainer Skibbe sagte über seinen Schützling, dieser habe eine sehr erfreuliche Leistung gezeigt.
„Was bin ich froh, dass wir gewonnen haben, sonst hätte es an mir gelegen, dass der freie Tag gestrichen wird“ lachte Marcel einige Tage später nach dem Spiel der U23 gegen die Stuttgarter Kickers. Soeben hatte der Nachwuchs der Eintracht den ambitionierten Traditionsverein mit 3:1 besiegt. Den Grundstein legte Marcel selbst, als er in der 49. Minute nach einem scharf hereingetretenen Freistoß von Sebastian Jung per Kopf die 1:0 Führung erzielte.
Schon gegen den VfR Aalen brannte Titsch-Rivero darauf, ein Tor zu machen, er spielte sehr offensiv beinahe auf Linksaußen – die Partie gegen den damaligen Spitzenreiter der Regionalliga Süd endete jedoch 0:0. Immerhin konnte in einem Nachholspiel des 5. Spieltages die Eintracht aus Bamberg mit 3:0 besiegt werden. Nach diesem Spiel war Marcel noch unzufrieden mit sich.
„Ich habe in dieser Woche nicht gut trainiert und auch heute nicht mein bestes Spiel gemacht. Im Moment habe ich einen kleinen Hänger, aber ich werde weiter hart arbeiten – und ich werde meine Chance auch bei den Profis bekommen“. Generell ist die Torausbeute das Manko der Regionalliga Mannschaft der Frankfurter Eintracht. Während die Abwehr nur schwer zu überwinden ist, hapert es im Torabschluss, nach 11 Spielen lautet das Torverhältnis 13:9; zwei Treffer davon gehen auf das Konto von Marcel Titsch-Rivero, der zudem immer mehr in den Focus der lokalen Medien gerät.
Die Beilage Heimspiel der Frankfurter Rundschau widmete ihm zum Heimspiel gegen Stuttgart einen Beitrag: „Klubchef Heribert Bruchhagen hat ihn und die drei anderen Azubi-Profis unlängst im Fernsehen als „wunderbare Spieler“ geadelt“ konnte man dort lesen.
Auch im Stadionmagazin der U23 wurde Marcel portraitiert. Dort wird der Leiter des Leistungszentrums und ehemalige Bundesligaprofi Armin Kraaz wie folgt zitiert: „Sebastian Jung und Marcel Titsch-Rivero sind in Sachen Einstellung Vorzeigemodelle“.
Zeichen setzen. Foto: Andy Sanders.
Viel Lob also für unsere Nummer 36, der zu Beginn des Monats einen kleinen Durchhänger hatte und nun umso besser wieder in die Spur zu kommen scheint.
(Text: Axel Hoffmann und Stefan Krieger)