Spieler des Monats, acht Spiele – acht Einsätze im Star-Ensemble der Bayern, Lob vom Namensvetter, der im selben Atemzug die Sturmkollegen niedermacht: Es läuft rund für Thomas Müller seit August 2009. Die mediale Aufbereitung der Geschichte der #25 in dieser Saison folgt jetzt dem altbekanntem Muster. Beispiele gefällig?
Da haben wir das „sensationell“ und auch von der WM, für die man sich noch nicht qualifiziert hat, wird das erste Mal öffentlich geredet. Natürlich sind sich Deutschlands Schreiberlinge ihrer Verantwortung bewusst. Und so schreibt Kicker-Autor Karlheinz Wild dann auch pflichtbewusst einige Zeilen später:
Was alles und nichts bedeuten kann. Und vom selben Autor gnadenlos in den nächsten Monaten widerrufen werden wird, wenn es sich anbietet. Motto: „Konnte mit dem schnellem Erfolg nicht umgehen“ Diese Aussagen und Klischees der Güteklasse „finnische Sportler reden nie“ oder „alle Brasilianer können gut mit dem Ball umgehen“ sind mittlerweile so abgedroschen und langweilig, dass man vermuten könnte, sämtliche Sportjournalisten benutzen seit Jahren die selbe Phrasendreschmaschine.
Da wir hier nicht in der Pflicht stehen, bei diesem Spielchen mitzumachen: Man kann nach den ersten zwei Monaten der Bundesligasaison ganz entspannt festhalten. Die Entwicklung und vor allem die Einsatzzeiten von Thomas Müller sind überraschend und erfreulich – für ihn und den FC Bayern. Ein wichtiger Schritt zur Stammkraft im Profifußball ist geschafft. Nicht mehr und nicht weniger. Und wenn man die Spieler von 18mal18 vergleicht, nimmt Müller im Moment ziemlich unangefochten die Spitzenposition ein. Außerdem hat er den Vorteil, dass er bei diesem ersten Schritt die Bürde des frühen Lobs oder einer hohen Ablösesumme (wie bei Holtby) nicht mit sich rumtragen muss. In welche Richtung das nach diesen zwei Monaten geht, ist aber letztendlich weiterhin völlig offen.
Thomas Müller hat allerdings im Moment einen großen Vorteil. Er vollzieht diesen schwierigen Schritt vom Talent zum wichtigen Bestandteil der Mannschaft – man muss ja nicht gleich von Stammkraft sprechen – beim FC Bayern im Schatten von Ribery, Robben, Klose, Lahm und Gomez. Und das ist nicht die schlechteste Ausgangslage. Wie sehr das Gespenst des schnellen Aufstiegs nämlich zuschlagen kann, auch wenn man die erste Hürde längst geschafft hat und fußballerisch schon einiges erreicht und gezeigt hat, kann man dieser Tage in einem bemerkenswertem Interview der „Zeit“ mit Sebastian Deisler nachlesen.
Man sollte Müller also eher wünschen, dass ihm jetzt nicht nach zwei positiven Monaten in der Bundesliga die Knüppel namens „Nationalmannschaftsnominierung“, „Jahrhunderttalent“ oder „Hoffnungsträger“ zwischen die Beine geworfen werden und er diese vielversprechende Entwicklung noch eine Weile fortsetzen kann. Denn so ein Schritt braucht naturgemäß auch Zeit um menschlich und sportlich verarbeitet und einsortiert zu werden.