Feigenblatt oder erste Frucht der Jugendarbeit?

Trotz aller Bemühungen seitens DFB, Presse und Steffen Simon stellt die TSG Hoffenheim weiterhin einen wunden Punkt in der Wahrnehmung vieler deutscher Fußballfans dar. Vor allem die Diskrepanz zwischen dem eigenen Anspruch, aus der Jugendarbeit heraus erfolgreich zu sein und der Realität, Spieler für Rekordsummen aus dem Ausland zu verpflichten, stößt vielen bitter auf. Als Beispiel für den idealistischen Weg wird hierbei schon nahezu von Anfang an Marco Terrazzino genannt.

Ihn im Rahmen von 18mal18 zu begleiten, ist für mich ein vielleicht größeres Experiment als für die meisten anderen Autoren hier. Ich persönlich mag die TSG Hoffenheim nicht, und ich habe viele Gründe dafür, von denen die meisten völlig unrational sind. Wir sind ja schließlich beim Fußball. Dennoch halte ich Terrazzino für einen vielversprechenden Fußballer und seine Situation in einem selbsternannten Ausbildungsverein, der in seiner Spitzenclubwerdung in Deutschland einzigartig ist, für viel zu interessant, als dass dieses Thema hier nicht bearbeitet werden sollte.

Marco Terrazzino ist also das Idealbeispiel für das funktionierende System Hoffenheim. Ein waschechter Mannheimer, der den größten Teil seiner fußballerischen Ausbildung beim Kreisligisten VfL Neckarau genoss und 2007 zum nun zweitklassig spielenden Großclub nach Sinsheim wechselte. Einer, der in seiner ersten Saisom beim neuen Club gleich zwei Tore zum Gewinn der deutschen U-17-Bundesliga schoss und nur ein halbes Jahr später, immer noch minderjährig, sein Bundesligadebüt feierte.

Mittlerweile hat er 207 Minuten Bundesliga in insgesamt 12 Spielen erlebt, auf einen Torerfolg wartet er noch. Doch er hat auch bei den Profis schon aufhorchen lassen. Im Testspiel gegen Christoph Daums Fenerbahce Istanbul traf er ebenso wie sein Gefährte aus Neckarauer Tagen, Pascal Groß. Demba Ba nannte ihn in einer Reihe mit Bojan Krkic und Hatem Ben Arfa, Ralf Rangnick zog ihn in der Rückrunde der abgelaufenen Saison regelmäßig dem 5-Millionen-Einkauf Wellington vor.

Im Angriff ist er derzeit nach dem Topsturm Ba-Obasi-Ibisevic und dem Ersatzmann Maicosuel nur die Nummer 5. Dennoch scheint man ihm viel zuzutrauen. Vor der Saison verlor er die Rückennummer 36 an den argentinischen Nationalspieler Franco Zuculini. Jetzt trägt er die Nummer 11.

Ein Gedanke zu „Feigenblatt oder erste Frucht der Jugendarbeit?

  1. schöne idee, mit dieser haltung an einen nachwuchsmann der tsg heran zu gehen; es wird nicht immer einfach sein – aber erkenntnisreich.

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