Erster Bundesligaeinsatz für die Nummer 36

Marcel Titsch-Rivero in HoffenheimMarcel Titsch-Rivero kommt für Ümit Korkmaz. Foto: © Jan Hübner
Samstag, 15. Dezember 2009, kurz nach 17 Uhr: Für Marcel Titsch-Rivero geht ein Traum in Erfüllung. Der Jungprofi von Eintracht Frankfurt ist Bundesligaspieler. In der 85. Minute der Begegnung TSG Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt wird Marcel für den verletzten Ümit Korkmaz eingewechselt. Zu diesem Zeitpunkt steht es 1:1 — und das Spiel auf des Messers Schneide.

Ein Vertrauensbeweis von Trainer Michael Skibbe, der nach dem Spiel sagen wird, er würde nur Spieler bringen, von denen er der Meinung ist, dass sie der Mannschaft in der jeweiligen Situation helfen können. Marcel hatte das Vertrauen des Trainers in diesem Moment. Nicht viel Zeit, um die Nervosität abzulegen, aber auch keine Zeit, groß nachzudenken. Drei, vier Ballkontakte, eine gute Chance, dann war das Spiel auch schon vorbei.

Im Anschluss an das erste Training nach der Begegnung hatten wir die Möglichkeit, Marcel kurz zu seinen Eindrücken zu befragen.

Ein weiterer Schritt nach vorne ist getan. Wir drücken Marcel die Daumen, dass noch viele weitere folgen mögen.

(Das Gespräch führte Axel „Beve“ Hoffmann)

18mal18 bei 90elf

Am Dienstag, den 17.11. waren einige 18mal18 Autoren bei 90elf in der Sendung Bolzplatz zu Gast und plauderten aus dem höchst kompetenten Nähkästchen. Und dank der Unterstützung von 90elf und Alexander Ibenhain kann man das Gesagte hier noch einmal nachhören.

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heinzkamke über das Projekt

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Tobias Singer über Pascal Testroet

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Axel Hoffman über Marcel Titsch-Rivero

Alle Tracks mit freundlicher Genehmigung von
90elf

Premiere im Profikader

Nach dem Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Hannover 96 stand Marcel Titsch-Rivero in der Mixed-Zone und strahlte. Am Tag zuvor war er von Michael Skibbe zum ersten mal in den Bundesligakader der Eintracht berufen worden. Und auch wenn er beim 2:1 Sieg der Hessen nicht zum Einsatz kam, war dies doch ein großer Tag für ihn.

„Es ist ein tolles Gefühl, wenn du durch den Spielertunnel zum Warmmachen auf das Feld läufst und die Fans siehst, den Rasen – einfach nur Gänsehaut. Klar, dass ich bei so einem engen Spiel als Neuling nicht gebracht werde, auch wenn ich es mir gewünscht hätte. Wir müssen vorne entschlossener agieren und auch mal mit zwei Toren in Führung gehen – dann bekomme ich auch meine Chance“.

Marcel Titsch-Rivero nach dem Spiel gegen Hannover 96Nach dem Spiel gegen Hannover: Marcel Titsch-Rivero zwischen Zlatan Bajramovic (l) und Caio (r). Foto: Stefan Krieger.

Obgleich er nur auf der Bank Platz nehmen durfte, war Marcel doch recht nervös, wie er offen zugab. Erst als die Spieler während des Spiels hinter die Tore zum Warmlaufen geschickt wurden, legte sich die Unruhe.

Während sein Kamerad Sebastian Jung nach dem unglücklichen Ausscheiden der U20 bei der WM in Ägypten immerhin zu einem Kurzeinsatz gegen Hannover kam, muss sich Marcel noch gedulden. Es gibt wenig Positionen bei der Eintracht, die so dicht besetzt sind, wie im zentralen Mittelfeld, defensiv wie offensiv, Sechs oder Acht. Schwegler, Chris, Bajramovic, Teber – alles Spieler, die so einfach nicht zu verdrängen sind, selbst wenn wie gegen Hannover Teber und Schwegler gesperrt waren und Chris in die Innenverteidigung rücken musste. Aber Marcel ist geduldig; alleine der Platz auf der Bank ist schon ein Schritt nach vorne.

In der Woche zuvor absolvierte die Eintracht ein Freundschaftsspiel bei Skoda Xanthi – und Marcel stand über die gesamte Spielzeit auf dem Platz. Zunächst auf der Sechs rückte er nach der Auswechslung von Maik Franz in die Innenverteidigung – und verschuldete in der 46. Minute einen Foulelfmeter, den die Griechen zum 1:0 verwandeln konnte – am Ende hieß es aber 4:2 für die Eintracht und Trainer Skibbe sagte über seinen Schützling, dieser habe eine sehr erfreuliche Leistung gezeigt.

„Was bin ich froh, dass wir gewonnen haben, sonst hätte es an mir gelegen, dass der freie Tag gestrichen wird“ lachte Marcel einige Tage später nach dem Spiel der U23 gegen die Stuttgarter Kickers. Soeben hatte der Nachwuchs der Eintracht den ambitionierten Traditionsverein mit 3:1 besiegt. Den Grundstein legte Marcel selbst, als er in der 49. Minute nach einem scharf hereingetretenen Freistoß von Sebastian Jung per Kopf die 1:0 Führung erzielte.

Schon gegen den VfR Aalen brannte Titsch-Rivero darauf, ein Tor zu machen, er spielte sehr offensiv beinahe auf Linksaußen – die Partie gegen den damaligen Spitzenreiter der Regionalliga Süd endete jedoch 0:0. Immerhin konnte in einem Nachholspiel des 5. Spieltages die Eintracht aus Bamberg mit 3:0 besiegt werden. Nach diesem Spiel war Marcel noch unzufrieden mit sich.

„Ich habe in dieser Woche nicht gut trainiert und auch heute nicht mein bestes Spiel gemacht. Im Moment habe ich einen kleinen Hänger, aber ich werde weiter hart arbeiten – und ich werde meine Chance auch bei den Profis bekommen“. Generell ist die Torausbeute das Manko der Regionalliga Mannschaft der Frankfurter Eintracht. Während die Abwehr nur schwer zu überwinden ist, hapert es im Torabschluss, nach 11 Spielen lautet das Torverhältnis 13:9; zwei Treffer davon gehen auf das Konto von Marcel Titsch-Rivero, der zudem immer mehr in den Focus der lokalen Medien gerät.

Die Beilage Heimspiel der Frankfurter Rundschau widmete ihm zum Heimspiel gegen Stuttgart einen Beitrag: „Klubchef Heribert Bruchhagen hat ihn und die drei anderen Azubi-Profis unlängst im Fernsehen als „wunderbare Spieler“ geadelt“ konnte man dort lesen.

Auch im Stadionmagazin der U23 wurde Marcel portraitiert. Dort wird der Leiter des Leistungszentrums und ehemalige Bundesligaprofi Armin Kraaz wie folgt zitiert: „Sebastian Jung und Marcel Titsch-Rivero sind in Sachen Einstellung Vorzeigemodelle“.

Zeichen setzen. Foto: Andy Sanders.Zeichen setzen. Foto: Andy Sanders.

Viel Lob also für unsere Nummer 36, der zu Beginn des Monats einen kleinen Durchhänger hatte und nun umso besser wieder in die Spur zu kommen scheint.

(Text: Axel Hoffmann und Stefan Krieger)

Die Nummer 36 – jetzt Profi

„Nein, ich bin überhaupt nicht zufrieden. Ich rege mich tierisch drüber auf, dass wir den Ausgleich durch so eine blöde Standardsituation fangen. Ich wollte das Spiel unbedingt gewinnen“ Marcel Titsch-Rivero ist Minuten nach dem Abpfiff der Partie zwischen der U23 von Eintracht Frankfurt und SSV Reutlingen in der Regionalliga Süd (Endstand 1:1) sichtlich angefressen.

An ihm lag’s nicht, dass die Eintracht trotz des Einsatzes mehrerer Spieler aus dem Profikader am Ende mit nur einem Punkt dastand. Unter den Augen von Chefcoach Michael Skibbe spielte Marcel solide und räumte vor der Abwehr fast alles ab, was von den Schwaben zentral an Angriffen vorgetragen wurde. „Ich kann mehr, aber durch die Aufstellung mit drei Spitzen und solch offensiven Leuten wie Korkmaz, Toski und Heller musste ich weiter hinten spielen als mir lieb ist“, gab der Mittelfeldmann der Eintracht nach der Begegnung zu Protokoll.

Marcel Titsch-Rivero im Spiel gegen Reutlingen. Foto: Stefan Krieger

Auch dass vor kurzem der Abschluss seines ersten Profivertrages offiziell bekannt gegeben wurde, konnte Titsch-Rivero direkt nach der Partie nicht beruhigen: „Ich bin froh und stolz, dass das jetzt publik gemacht worden ist. Für mich ist das eine Riesensache. Aber das Spiel heute hätte ich trotzdem gerne gewonnen. Im Moment bin ich ein wenig enttäuscht“.

Sprach’s, winkte den Fans zu und verschwand in der Kabine. Ein Profi muss Ehrgeiz haben, auch wenn er in der zweiten Mannschaft eingesetzt wird. Und Marcel Titsch-Rivero ist seit dieser Woche offiziell Profi beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt; der Vertrag endet 2012.

Saisonbilanz bisher. Sechs von sechs möglichen Einsätzen in der U23, alle über 90 Minuten dazu kommt ein Treffer, erzielt zum zwischenzeitlichen Ausgleich beim 3:1 Auswärtssieg in Alzenau. Seit fünf Spielen ist sein Team jetzt ungeschlagen und nun steht die Partie bei Hessen Kassel bevor. Ein weiterer Härtetest steht an – für die U23, aber auch für Marcel, der bei den Profis das Trikot mit der Rückennummer 36 erhielt.

(Text: Axel Hoffmann und Stefan Krieger)

Marcel Titsch-Rivero, Eintracht Frankfurt

Frankfurt, Waldstadion. Ein Vormittagstraining beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Michael Skibbe beobachtet das Trainingsspiel seines ausgedünnten Kaders; etliche Spieler verweilen bei ihren Nationalmannschaften, die verbliebenen spielen flankenorientiert auf zwei kleine Tore – unter ihnen Marcel Titsch-Rivero, geboren am 2.11.1989.

Marcel Titsch-Rivero: Foto: Stefan Krieger

Es ist das zweite Jahr des sympathischen Blondschopfs bei den Senioren, das erste von Beginn an im Kader der Profis. Noch in der letzten Saison war Marcel eine der Stützen des Regionalligateams der Eintracht, welches für viele überraschend einen hervorragenden dritten Platz belegte. Viele seiner damaligen Mitspieler haben die Eintracht verlassen; spielen nun in Heidenheim oder Braunschweig in der dritten Liga.

Das zweite Team der Eintracht, die U23, ist ein hartes Pflaster für junge Spieler, deren Traum es ist Profifußballer zu werden. Die gesamte Juniorenzeit darf geträumt werden; die Wirklichkeit beginnt bei den Senioren – die Auslese kennt keine Vereinsverbundenheit und keine Sentimentalitäten. Wer als zu leicht für die Bundesliga befunden wird, wird aussortiert, versucht sein Glück über einen Vereinswechsel. „Das Training ist härter, die Einheiten intensiver“, sagt Marcel, „es geht alles viel, viel schneller.“

Marcel, der 2005 aus der Jugend der kleinen, aber im Jugendbereich hervorragend arbeitenden SG Rosenhöhe zur U17 der Eintracht wechselte, darf weiter träumen. Seit dieser Saison gehört er zum erweiterten Kader des Profi-Teams. Er trainiert unter der Woche mit Amanatidis und Co, nur beim Abschlusstraining der U23 ist er dabei – und an den Spieltagen der Regionalliga Süd. Vier Einsätze stehen dort bislang in dieser Saison zu Buche, alle über 90 Minuten. Im letzten Jahr lief er 27 mal für die Truppe von Trainer Frank Leicht auf, davon 22 mal von Beginn an. Dass es nicht mehr Einsätze wurden lag daran, dass Marcel während dieser Zeit sein Abitur gemacht hatte; der kluge Mann baut vor.

Marcel ist keiner, der die große Geste liebt – aber im Gespräch mit ihm spürt man in jeder Sekunde, dass er den Willen hat, sein Ziel zu erreichen. Betreut wird er bislang von seinem Vater, der ihn auch zu den Spielen begleitet, sogar der Großvater ist manchmal dabei – auch bei Freundschaftsspielen der Profis auf dem Land, in Stadtallendorf oder Hofheim. Sie unterstützen den 19jährigen, der als seine Lieblingspostion das Mittelfeld angibt, „ein weing vor dem Sechser“, wie er sagt. Sein Spiel ist dynamisch, schnörkellos, geprägt von dem Willen über 90 Minuten Gas zu geben.

2005, während des Jugendländerpokals, spielte er mit Marko Marin und Kevin Pezzoni für Hessen. Dort fiel er den Scouts der Eintracht auf, die den Fan des FC Barcelona zur Eintracht lotsten. Schon als Jugendlicher debütierte er in der Oberliga Hessen und drängt nun in den Kader der Bundesliga Mannschaft – wo die Konkurrenz groß ist. Im Gegensatz zur letzten Saison hat Eintracht Frankfurt heuer kaum Verletzte. Da muss ein Nachwuchsspieler erst einmal hinten anstehen.

Dennoch ist es sein Ziel zumindest in den Spieltagskader zu stoßen, vielleicht sogar den ein oder anderen Einsatz zu absolvieren. Intensiver ist das Training der Profis als bei der zweiten Mannschaft, „du darfst dir kaum Fehler erlauben aber es motiviert natürlich unglaublich“, sagt Marcel, der weiß, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Sein Vereinskamerad Sebastian Jung kann davon ein Lied singen. Noch im letzten Jahr debütierte dieser als Jugendlicher in der Bundesliga, erhielt ausgezeichnete Kritiken – und hat doch 2009/2010 bislang noch keine einzige Chance erhalten, sich auszuzeichnen. Natürlich ist dies für einen jungen Spieler enttäuschend – aber auch diese Erfahrungen gehören dazu, um vielleicht doch wie Patrick Ochs oder zuletzt Marco Russ den Sprung aus dem Jugendbereich der Frankfurter Eintracht zum Stammspieler der Profis zu schaffen. Noch wird Marcel auf der Straße nicht erkannt. Wer weiß, ob sich dies im Laufe der Saison nicht noch ändert.

Das Zeug dazu hat er allemal. Spielerisch und menschlich.

(Text: Axel Hoffmann und Stefan Krieger)